Davon haben wir lange geredet, seit die 11 Teilnehmer am diesjährigen Bikeweekend feststanden. Von der Fitness der einzelnen Fahrer und von der Beschaffenheit der Route. Von Hemberg ging’s also kurz bergab und dann hinauf zur Hochalp. Das Feld zieht sich schnell in die Länge und im Anstieg wird klar, wer sich Hoffnungen auf den ersten Bergpreis ausmalt. Als Guido zu Beginn des ersten Aufstiegs schon dachte, auf der Hochalp werde ihm der rote Teppich ausgerollt, waren doch einige schneller. Und als der schnelle Markus Fust wenig später dachte, er könne weiterhin mit den schnellsten Fahrern mithalten und um den Bergpreis mitsprinten, waren wiederholt einige wenige schneller, allesamt Trainingskollegen, 800m-Läufer. Die Mittagspause hat sich jeder verdient und es gibt zum ersten, aber nicht zum letzten Mal am heutigen Tag, Teigwaren mit Fleisch und Rahmsauce.
Alle freuen sich auf die erste richtige Abfahrt. Bedu ist der älteste Fahrer im Feld, aber wenn er auf dem Fahrrad hin und her wippt und auszureissen versucht auf einem Singletrail, sieht er noch immer aus wie ein junger Bär auf Erkundungstour. Normalerweise, doch nicht heute. Denn als er versuchte, seinen Kameraden Dani in der Abfahrt vom Spicher zu überholen, warf er nur sich selber zurück. Er kam an Dani, der mitten in der Abfahrt angehalten hat, nicht vorbei. Der Sturz endete glücklicherweise ohne Verletzungen.
Es folgt der zweite grosse Anstieg des Tages von Lutertannen auf die Alp Leser. 410 Höhenmeter verteilt auf 3.5 Kilometer. Die Favoriten setzten sich an die Spitze. Renaud als einer der stärkeren Fahrer erfüllte zwar die Pflicht des Herausforderers und griff im Anstieg kurz vor Riet an, doch weit kam er nicht – Roman schloss rasch auf, überholte ihn und sicherte sich den Sieg. Renaud bellte bloss, aber er biss nicht.
Die Alp Leser, ein gemütlicher Ort um einen Halt einzulegen und einzukehren, nutze Felix, um sich von seinen Schmerzen, ausgelöst durch einen Fehltritt am Morgen, kurieren zu lassen. Er packte die Gelegenheit beim Schopf, um mit der netten Wirtin und ihrer Tochter ins Gespräch zu kommen. Der Schnapswickel sollte die Schmerzen lindern. Stimmt! Die Vermutung liegt auf der Hand, er sei eher psychisch als physisch geheilt worden.
Unser Guide, Ruedi, technisch versiert, konditionell auf gutem Niveau und geografisch bestens informiert, sah sich während der Tour wohl nie in Gefahr. Stimmt nicht! Er gibt in der Abfahrt nach Understofel Gas und riskiert einiges. Dann passiert es. Während der mässigen Steigung hinauf zum Gräppelensee fährt er auf der Felge. Die körperliche Verfassung stimmt nach wie vor, doch der Reifen hat keine Luft mehr.
Die Gruppe wirkte müde, doch das Ziel war noch nicht erreicht. Es folgt ein happiger Schlussaufstieg. Mändu wankte, aber fiel nicht. Er war stabil wie das Wetterhoch über dem Toggenburg während unserem Bikeweekend. Genaugenommen bis zum um Besuch der Hochzeit um ca. 03.00 Uhr Nachts, als ihn die Lust nach Tanzen übermannte und er bei Suche nach einer Tanzpartnerin kurz über seine eigenen Füsse stolperte. Zu einem Zeitpunkt, in dem dies hinsichtlich des Verlaufs des Abends wohl jedem anderen Fahrer ebenfalls hätte passieren können.
Das Nachtessen mit bereits bekanntem Menü schmeckte und die letzte Abfahrt nach Wildhaus war an Unterhaltungswert kaum zu überbieten. Wir bezogen unsere Zimmer, duschten kurz und versammelten uns für den Ausgang. Es war, als lägen die Strapazen vom Tag ein halbes Leben zurück. Schweiss, Schmerz, und Müdigkeit, alles weg, verschwunden in der Vorfreude über den bevorstehenden Abend. Stattdessen Ausgang in Wildhaus. Konsternation nach der ersten Bar, weiter in die nächste. Was daraufhin folgte, wird sicherlich in die Geschichte des Turnvereins Villmergen eingehen. So viel sei gesagt: Mutmasslich sind wir in eine geschlossene Gesellschaft hineingeraten, welche uns den Abend finanziert hat. Unfreiwillig, wohlverstanden! Wir hatten kaum Gelegenheit, diese Leute kennenzulernen, waren sie um ca. 24 Uhr doch bereits wieder weg. Das störte uns nicht. Die Rahmenbedingungen stimmten und wir blieben noch einige Zeit.
Dani bestellte früh einen Schlussgang (zu Ehren des Schwingfests auf der Schwägalp wurden die Getränke in der Bar für die geschlossene Gesellschaft umgetauft), und alle dachten, er ginge schlafen. Stimmt nicht! Ca. 2 Stunden später hatte er etwa seinen fünften Schlussgang vor sich stehen. Gegen 02.30 Uhr verliessen wir die Bar und besuchten auf dem Heimweg eine Hochzeit. Die Braut und der Bräutigam waren noch da und offerierten uns neben einem Bier von ihrer Hochzeitstorte. Endlich, gegen 04.00 Uhr waren wir in unserem Bett.
Der nächste Morgen. Man fühlt sich, als sei man erst eben zu Bett gegangen und schon klingelt der Wecker. Was folgt: sich drehen und wenden und möglichst noch die eine oder andere Minute Schlaf erhaschen, ein leckeres Frühstück, Zimmerschlüssel abgeben und hinaus in die Morgensonne an den Start gehen. Die ersten Meter wurden zaghaft absolviert.
Die vielen Singletrails, die folgten, bereiteten Dome Freude. Früher liess er sich kaum zurückpfeifen, ehe ihn just bei seinen Stärken, den Abfahrten, unser Guide in die Schranken wies. Unzähmbar wirkt er seither nicht mehr.
In Wattwil endete das Bikeweekend. Heisst im Gesamtklassement: 80 Kilometer, ca. 2900 Höhenmeter, mind. 7 Stürze, 2 platte Reifen, beste Erinnerungen. Die Lehre der Fahrer, die dieses Wochenende miteinander verbracht haben? Unbedingt zurückzukehren an das Bikeweekend 2014 und erneut mitzukämpfen. Auf der Bikestrecke sowie am Abend im Ausgang. Schmerzen, Schweiss und Müdigkeit, was soll's, am Ende ist alles dasselbe. Momente des Leidens, Momente des Glücks. Und solche des Pechs.
Stellt sich eine Frage zum Schluss: Warum ist Fabian kaum auf den Fotos zu sehen? Sicherlich, er amtete selber als Fotograf, jedoch wäre er höchstwahrscheinlich sowieso zu schnell unterwegs gewesen, um von ihm ein scharfes Bild zu schiessen.
Vielen Dank für dieses tolle Bikeweekend!
zu den Fotos
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